Alte Apfelsorten: 25 empfehlenswerte Sorten

Viele alte Apfelsorten sind heute in Vergessenheit geraten. Dabei überzeugen sie nicht nur geschmacklich, sondern sind auch sehr verträglich. Hier finden Sie die besten Sorten für den Anbau im Garten.

Geschmacklich sind viele alte Apfelsorten bis heute einzigartig und unerreicht. Das liegt daran, dass der Fokus in der Züchtung seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts auf Sorten für den Erwerbsobstbau und den großflächigen Anbau auf Plantagen liegt. Mit das wichtigste Züchtungsziel ist daher, Resistenzen gegen Pflanzenkrankheiten zu erreichen und – vor allem – die Schorfanfälligkeit von Apfelbäumen zu reduzieren. Dies gelingt in der Regel durch Einkreuzen robuster Wildarten.

Warum sollte man alte Apfelsorten erhalten?

Archäologische Funde belegen, dass der Apfel bereits seit dem 6. Jahrhundert vor Christus als Kulturpflanze angebaut wird. Schon die Griechen und Römer experimentierten mit Veredelung und kreierten erste Sorten. Versuche mit Züchtungen und Kreuzungen verschiedener Arten der Gattung Malus wurden über alle Jahrhunderte hinweg fortgesetzt, sodass eine schier unzählbare Vielfalt an Sorten, Farben, Formen und Geschmäckern entstand. Aufgrund der modernen, globalen Marktentwicklung geht diese Vielfalt aber verloren – Obstsorten und Streuobstbestände schwinden und die Sorten geraten in Vergessenheit.

Das steigende Interesse an Nachhaltigkeit, Artenvielfalt, Naturschutz und Bio-Landbau wirkt dieser Entwicklung seit einigen Jahren entgegen. Immer mehr Landwirte, aber auch Hobbygärtner, Selbstversorger und Gartenbesitzer fragen nach alten Apfelsorten und möchten diese erhalten oder wiederbeleben. Man sollte sich jedoch vor dem Kauf eines Apfelbaums genau darüber informieren, welche Apfelbäume sich für die Kultur im eigenen Garten eignen. Einige alte Apfelsorten sind krankheitsanfällig und dementsprechend aufwendig in der Pflege, wieder andere haben spezifische Standortansprüche und können nicht in jeder Region angebaut werden. Im Folgenden finden Sie daher einen Überblick über empfehlenswerte alte Apfelsorten, die sowohl robust sind, als auch im Hinblick auf Ertrag, Verträglichkeit und Geschmack überzeugen.

 

25 empfehlenswerte alte Apfelsorten

‘Berlepsch’: Die alte rheinische Apfelsorte wurde um 1900 gezüchtet. Die Äpfel haben ein marmoriertes Fruchtfleisch und gelten als sehr verträglich. Achtung: Die Pflanze braucht sehr nährstoffreiche Böden.

Roter Bellefleur’: Die Sorte stammt vermutlich aus Holland und wird bereits seit 1760 kultiviert. Die Äpfel sind eher süß im Geschmack und herrlich saftig. Der Vorteil dieser alten Apfelsorte: Sie stellt kaum Ansprüche an ihren Standort.

‘Ananasrenette’: 1820 gezüchtet, wird diese alte Apfelsorte heute immer noch gerne von Liebhabern kultiviert. Gründe dafür sind ihr aromatisches Weinaroma und die schmucke goldgelbe Schale.

‘James Grieve’: Von Schottland ausgehend hat sich diese alte Apfelsorte ab 1880 schnell verbreitet. ‘James Grieve’ liefert süß-saure, mittelgroße Äpfel und ist sehr robust. Einzig Feuerbrand kann ein Problem werden.

‘Schöner aus Nordhausen’: Die robuste Sorte ‘Schöner aus Nordhausen’ bildet zuverlässig Früchte aus, die sich vor allem zur Herstellung von Apfelsaft eignen. Vom Geschmack her sind sie leicht säuerlich. Die Äpfel sind reif, wenn die Schale grün-gelb, auf der Sonnenseite aber leuchtend rot gefärbt ist. Die Wirtschaftssorte wurde bereits 1810 gezüchtet.

‘Minister von Hammerstein’: Die Apfelsorte mit dem beeindruckenden Namen wurde 1882 gezüchtet. Die mittelgroßen Äpfel reifen im Oktober und zeigen eine glatte gelblich-grüne Schale mit Sprenkeln.

‘Wintergoldparmäne’ (auch ‘Goldparmäne’ genannt): Bei der ‘Wintergoldparmäne’ kann man fast schon von einer historischen Apfelsorte sprechen – sie entstand um das Jahr 1510 herum, vermutlich in der Normandie. Die Früchte zeichnen sich durch ein würziges Aroma aus, sind jedoch nur etwas für Fans mehlig-weicher Äpfel.

Rote Sternrenette’: Das Auge isst mit! Diese alte Apfelsorte aus dem Jahr 1830 liefert Tafeläpfel von feinsäuerlichem Geschmack und hohem Zierwert. Die Schale färbt sich mit zunehmender Reife tiefrot und ist mit helleren sternförmigen Sprenkeln verziert. Die Blüten sind übrigens auch ein wertvoller Pollenspender für Bienen und Co.

‘Freiherr von Berlepsch’: Diese Sorte überzeugt seit 1880 mit einem auffallend guten Geschmack und sehr hohem Vitamin-C-Gehalt. Sie lässt sich allerdings nur in milden Gegenden erfolgreich kultivieren.

‘Martini’: Diese alte Apfelsorte von 1875 ist benannt nach dem Zeitpunkt ihrer Reife: "Martini" ist eine andere Bezeichnung für den Martinstag, der im Kirchenjahr am 11. November begangen wird. Die kugelrunden Winteräpfel schmecken angenehm würzig, frisch und liefern viel Saft.

‘Gravensteiner’: Äpfel der Sorte ‘Gravensteiner’ (1669) werden heutzutage wieder vermehrt in Bio-Qualität angebaut und auf Bauernmärkten angeboten. Sie haben nicht nur einen sehr ausgewogenen Geschmack, sondern duften so intensiv, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Um zu gedeihen, benötigt die Pflanze aber ein sehr beständiges Klima ohne große Temperaturschwankungen oder zu viel/zu wenig Niederschlag.

‘Krügers Dickstiel’: Die Sorte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts hat kaum Probleme mit Schorf, muss aber regelmäßig auf Mehltau kontrolliert werden. Ansonsten eignet sich ‘Krügers Dickstiel’ sehr gut für Streuobstwiesen und toleriert aufgrund ihrer späten Blüte Spätfröste. Die Äpfel sind im Oktober pflückreif, schmecken aber in der Zeit von Dezember bis Februar am besten.

‘Zuccalmaglio’ gilt als empfehlenswerte alte Gartensorte für Selbstversorger: Sie liefert hohe Erträge und zeigt nur eine geringe Schorfanfälligkeit. Die Äpfel sind weiß bereift, sehr saftig und von feinem Aroma. Die Sorte existiert bereits seit 1878.

‘Winterrambur’: Seit dem 17. Jahrhundert schätzt man ‘Winterrambur’ für ihre süßen und nur leicht säuerlichen Früchte. Heute weiß man, dass diese darüber hinaus viel Vitamin C enthalten. Reif sind die Äpfel, wenn ihre Schale grün-gelb ist. Die der Sonne zugewandte Seite färbt sich rot.

‘Prinz Albrecht von Preußen’: Frosthart und robust – so präsentiert sich ‘Prinz Albrecht von Preußen’. Der Apfelbaum bringt zuverlässig eine reiche Ernte hervor und lässt sich gut im Garten anbauen. Gezüchtet wurde die Sorte 1865 vom Hofgärtner des Prinzen.

‘Jakob Lebel’: Diese alte Apfelsorte (um 1825) lässt sich wunderbar auf Streuobstwiesen anbauen und ist selbst für raue Lagen empfehlenswert. Die Schale der Äpfel ist gelb und von schwachroten Streifen durchzogen. Traditionell verwendet man die Früchte in der Küche und der Backstube. Frisch vom Baum sind sie aber auch herrlich knackig und schön saftig.

‘Ontario’: Die amerikanische Züchtung aus dem Jahr 1820 ist frostempfindlich und lässt sich nur in milden Gegenden anbauen. Dafür sind ihre Äpfel reich an Vitamin C und lassen sich gut lagern.

 Den ‘Boskoop’ kennen viele noch aus Großmutters Garten. Der säuerliche Küchenapfel, der bevorzugt für Apfelkuchen oder Apfelmus verwendet wird, ist nie wirklich aus den privaten Gärten verschwunden. Seine Entstehung lässt sich grob auf das Jahr 1856 datieren. Boskoop ist übrigens ein Ort in den Niederlanden.

‘Cox Orange’: So beliebt und wohlschmeckend diese alte Sorte von 1825 ist, so anspruchsvoll ist sie auch in Bezug auf Standort, Boden und Pflege. Am besten gedeiht ‘Cox Orange’ in einem Klima, das ihrem Heimatland ähnelt: Großbritannien. Etwas Aufwand sind die köstlichen Äpfel aber in jedem Fall wert.

‘Geflammter Kardinal’: Robust und anspruchslos erweist sich die Sorte ‘Geflammter Kardinal’. Sie entstand 1801 (wohl aus Zufall) in Norddeutschland und lässt sich in fast allen Lagen zufriedenstellend anbauen. Die Früchte sind hervorragende Tafel-, Saft- und Mostäpfel.

‘Geheimrat Dr. Oldenburg’: Diese Sorte zeichnet sich weniger durch den Geschmack ihrer Früchte als vielmehr durch sehr hohe Erträge aus. Die Äpfel werden deshalb auch zumeist in der Küche weiterverarbeitet. Obwohl schon 1897 gezüchtet, ist ‘Geheimrat Dr. Oldenburg’ kaum anfällig für Schorf, Mehltau oder Schädlinge wie den Apfelwickler.

‘Rheinischer Krummstiel’: Die alte Apfelsorte aus dem Rheinland (um 1800) ist äußerst robust und ertragssicher. Wegen ihres ausladenden Wuchses eignet sie sich nur für größere Gärten – Selbstversorger schwören aber darauf. Nach der Ernte Ende Oktober, lässt man die Äpfel am besten noch eine Weile lagern. Am meisten Aroma haben sie in der Zeit von Dezember bis Mai.

‘Jonathan’ ist eine beliebte alte Apfelsorte aus den USA, die zwischen 1800 und 1820 entstand. Ihr Markenzeichen sind (harmlose) schwarze Flecken auf der Schale, die häufig auftreten und als "Jonathan spots" bezeichnet werden. Die Pflanze neigt ein wenig zu Mehltau, einem Befall lässt sich im Hausgarten aber durch regelmäßige Schnittmaßnahmen vorbeugen. Nichtsdestotrotz gedeiht der Apfelbaum nur an warmen Standorten, wo er aber viele und mild-aromatische Früchte ausbildet.

‘Klarapfel’: Dank ihrer Frosthärte kann diese Sorte auch in kälteren Gegenden kultiviert werden. In privaten Gärten sieht man sie sogar sehr oft, liefert sie doch bereits im Juli die ersten Früchte. Die Apfelsorte wurde 1852 gezüchtet. Leider sind die Äpfel nicht besonders lange haltbar, dank ihres herrlichen Dufts fällt es aber nicht schwer, sie sofort aufzuessen.

‘Heslacher Gereutapfel’: Die feuerroten Äpfel der um 1820 entstandenen Züchtung nutzt man, neben der Saft- und Mostherstellung, traditionell als Weihnachtsdeko: Sie sind sehr dekorativ. Der Baum selbst ist robust, wenig krankheitsanfällig und trägt reichlich Früchte.